Leseproben

Wellen schlagen gegen meine Seele

Wellen schlagen gegen meine Seele

 

Wellen schlagen gegen meine Seele
und der Wind stürmt um mein Herz.
Gefühle lassen mich nach Atem ringen,
manchmal für Sekunden, manchmal für Jahre,
doch die Zeit bleibt nie wirklich stehen.
Meine Tränen werden immer wieder trocknen,
meine Wunden werden heilen,
denn du singst für mich ein tröstendes Lied.

 

 

Auf Krücken über die Emscher

 

Ich reise
mit dem Treppenlift zur Haustür.
Er wird 2027 installiert.
Ich sammle Erinnerungen
und Träume, an denen
ich vorbeifliegen werde.

Die Füße wollen nicht mehr,
der Rücken auch nicht.

Stufen werden von Rampen verborgen,
im Briefkasten
der Kostenvoranschlag vom Sanitätshaus.
Reihenhausidylle:
Rollatorhäuschen statt Geräteschuppen.

Der Nachbar fährt Rollstuhl mit Anhänger:
Kühlschrank, Grill, Waffeleisen, Minidixi,
Picknick an der Emscher,
doch die wird noch renaturiert.

 

Ich stehe auf der Warteliste des
Seniorenstiftes „Marina Pantringshof“
und dann stehe ich da
mit meinem Rollator,
die Krücken werden vom ASB transportiert,
ich übernehme sie später und dann
auf Krücken über die Emscher,
aber nur dieses Jahr,
denn 2028 ist Weltrollatortreffen
in unserer Siedlung.

 

 

Eine Hoffnung

 
Hätte ich tausend Füße,
könnte ich nach Madagaskar gehen,
aber ich habe nur tausend Euro
und der Flieger landet
bevor ich gestartet bin.

Sähe ich tausend Pfade,
könnte ich meinen Weg suchen,
aber ich sehe nur tausend Straßen,
auf denen rechts und links überholt wird.

Hätte ich tausend Chancen,
könnte ich eine ergreifen,
aber ich sehe nur tausend Möglichkeiten
und kann mich nicht entscheiden.

Hätte ich tausend Lachen,
würde ich sie mit euch teilen,
aber ich habe nur tausend Tränen,
die ich alleine weinen muss.

Hätte ich tausend Erfahrungen,
würde man mich weise nennen,
aber ich blicke auf tausend Enttäuschungen
und hoffe doch,
es ist noch Zeit für uns zu lernen.

 

 

Worte

 
Worte legen sich auf meine Haut,
fallen herunter
und zerbrechen,
bevor sie gesprochen werden können.
Worte fallen von meiner Haut.

 

 Beeile dich

 
Nielmals kommt es vor, dass einer Zeit hat
- beeile dich.

Noch nicht angekommen sind wir schon wieder weg
- nun komm schon.

Noch nicht geboren ist das Leben bereits verplant
- trödele nicht.

Auf vielen Reisen wird niemals Halt gemacht
- lass uns jetzt weiter.

Gespart wird immer für später, dann werden wir es besser haben
- jetzt nicht.

Doch manchmal wird einer wütend,
wenn zur Vorspeise gleich der Hauptgang gereicht wird.

 

 

 Der Frosch

 
Als Beifahrer bin ich eine Katastrophe,
als Freund spiele ich lieber kein Piano,
als Ehemann lebe ich im Baumarkt,
mein Schweinehund lauert hinter jeder Ecke,
ich bin durch und durch Frosch
und wollte nie ein Prinz sein.

 

 

Flucht

 
Ich renne fort
die Meute im Nacken
Vulkane brechen aus
Staudämme brechen
ich fühle sie hinter mir
und renne
breche zusammen
erstarre
vor der Meute
die mich nicht sieht
und rennt
ich werde wach
und sehe
die Verfolger
die immer ein wenig
hinter mir bleiben
bis ich
zurückgehe
und fühle

 

 

 Kribbeln in meiner Seele

 
Fühle dich noch auf meinem Körper,
Kribbeln unter meiner Haut,
fühle mich zerrissen
und allein

bis ich wieder in deinen Armen liege,
liege auf deinem Bauch
und versinke in deinen Augen,
verliere meinen Halt.

Deine Gedanken dringen
durch mich hindurch,
fließen an mir herab,
Jahre sind vergangen,
doch die Uhr zeigt nur Minuten an.

Wie ein Tiger reißt du mein Fleisch
und berührst doch meine Seele.